Landkreis Leipzig

Rechte Gewalt im Landkreis Leipzig

Rechte Gewalt lässt sich auf menschenfeindliche Einstellungen der Täter_innen zurückführen. So werden wohnungslose Menschen angegriffen, weil ihr Leben als „unwert“ angesehen wird. Rechter Gewalt liegen dabei verschiedene Tatmotivationen zugrunde, der verschiedene Gruppen von Betroffenen zugeordnet werden können:

  • Rassismus (u.a. Asylsuchende, als nicht-deutsch angesehene Menschen, Migrant_innen)
  • Sozialdarwinismus (u.a. Wohnungslose, Langzeiterwerbslose, Sexarbeiter_innen, Drogennutzer_innen)
  • Antisemitismus (Juden und Jüdinnen)
  • politische Gegner_innen (u.a. Linke, Politiker_innen, Journalist_innen)
  • Nicht-Rechte/Alternative (u.a. Punks, Hip-Hopper, couragierte Bürger_innen)
  • Homosexuellenfeindlichkeit (Lesben und Schwule Inter- und Trans*Personen)

Rechte Gewalt geschieht zumeist im öffentlichen Raum. Sie fungiert in vielen Fällen als Botschaftstat. Mit Hilfe der Tat sollen gezielt Gruppen in der Bevölkerung eingeschüchtert und verunsichert werden. Ihnen soll weiterhin deutlich gemacht werden, dass sie nicht zum „deutschen Volkskörper“ dazu gehören.

Der Landkreis Leipzig gehörte 2015 zu den Schwerpunktregionen rechter Gewalt in Sachsen, das belegen die Zahlen der Opferberatung des RAA Sachsen e.V., einer unabhängigen Beratungsstelle für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt.

Rechts-motivierte und rassistische Gewalt im Vergleich

Jahr

Landkreis Leipzig

2015

56

2014

20

2013

4

2012

17

2011

11

2010

31

2009

25

 

Die offiziellen Zahlen zu rechts-motivierter Gewalt von staatlichen Stellen unterscheiden sich von denen unabhängiger Beratungsstellen und Journalist_innen oftmals stark. So geht die aktuelle Statistik der Bundesregierung von 75 Todesopfern rechter Gewalt bundesweit aus. Dem stehen 178 von Journalist_innen von „Die Zeit“ und „Tagesspiegel“ recherchierten Todesopfern gegenüber. Eine deutlich höhere Dunkelziffer ist anzunehmen. Die Recherchen zu dieser Ausstellung ergaben einen Mordfall, der als rechts-motiviert einzuordnen ist. Dieser ist bisher in keiner Statistik aufgeführt: der Mord an Mario L. 1995 in Grimma.

Die Ausstellung stellt exemplarisch rechts-motivierte Gewalttaten im Landkreis Leipzig dar – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Im Zuge der Recherchen sind wir auf das schon genannte Todesopfer rechter Gewalt im Landkreis Leipzig gestoßen und wollen mit der Ausstellung an ihn erinnern.

Rechts-motivierte Gewalttaten und Morde müssen in ihrer gesellschaftspolitischen Dimension berücksichtigt werden. Zu oft sehen sich Betroffene und Angehörige nach der Tat mit eben jenen Vorurteilen konfrontiert, die letztlich ursächlich für den Angriff waren. Dem Schicksal der Betroffenen sollte mit Empathie und Respekt begegnet werden. Dazu soll die Ausstellung anregen.

Aktuelle Entwicklungen

Auch aktuell gibt es rechte Gewalt im Landkreis Leipzig. Nach den Zahlen der Opferberatung des RAA Sachsen e.V. sind mit 56 Angriffen 2015 die meisten seit der Erfassung der Beratungsstelle. Die hohe Zahl von Angriffen ist dabei auch im Kontext der gesamtgesellschaftlichen politischen Situation zu betrachten. 2015 stieg die Anzahl von Angriffen auf Asylunterkünfte und Angriffe auf Asylsuchende bundes- und sachsenweit sehr stark an. Brennende Unterkünfte und rassistische Mobilisierungen sind an der Tagesordnung.

Im Landkreis Leipzig spiegelte sich dies in einer zweistelligen Zahl von Angriffen auf Asylsuchende in Regis-Breitingen wieder. Aber auch in Wurzen, Borna, Böhlen, Brandis und weiteren Orten wurden Asylsuchende angegriffen. Begleitet werden diese Angriffe durch rassistische Hetze im Internet sowie in Form von Aufmärschen/Kundgebungen. Über soziale Medien werden Gerüchte über Asylsuchende verbreitet und Stimmung gegen die Unterbringung vor Ort gemacht.

Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung anhält.