Colditz

In Colditz existiert bereits seit langer Zeit eine sehr aktive Neonaziszene. Diese organisiert konspi-rative Konzerte in einem Nachbarort und wird durch massive Gewaltanwendung auch überregional bekannt. Immer wieder werden nicht-rechte Jugendliche und ihre Treffpunkte angegriffen. Nach einer Kundgebung vor Ort schreibt die Kampagne „Meine Stimme gegen Nazis“ 2009: „Was viele als Angstzone aus Erzählungen und Texten kennen, ist hier Realität“. Neonazis versuchen sich durch ihre gewalttätigen Aktionen eine Vorherrschaft auf der Straße und in der Stadt zu erlangen, in der nur sie entscheiden können was erlaubt ist und was nicht.

So randalieren im August 2008 100 Neonazis in der Stadt und greifen u.a. ein Elektro-Geschäft an. Der Ladeninhaber und seine Familie äußerten sich in der Vergangenheit gegen Neonazis. Ein weite-rer Angriff auf das Geschäft folgt im September 2009. Die mehrfachen Angriffe und auch Anfein-dungen in der Stadt führen dazu, dass ein ungstörtes Leben in der Stadt nicht möglich ist. In einem Interview äußert der Ladenbesitzer 2010: „Wenn wir das Haus wegfliegen könnten, wären wir längst weg.“

Auch andere Initiativen werden angegriffen oder erschwert. Beim Verein „Freiräume e.V.“ aus Col-ditz werden die Büroräumlichkeiten verwüstet. Ein geplantes antirassistisches Fußballturnier kann nicht stattfinden, weil die Stadt verlangt, dass die Veranstalter_innen für vier Wochen rings um die Veranstaltung für alle eventuellen Schäden aufkommen müssen. Es kommt immer wieder zu Angriffen auf politische Gegner_innen, so auf ein Gastwirt, der sich kritisch über die lokale Neonaziszene im Fernsehen äußert. Auf dessen Haus wird nach dem Inter-view im Oktober 2014 versucht ein Sprengstoffanschlag zu verüben. Ein weiterer Anschlag folgte im April 2015.