Brandis

Beim Auswärtsspiel des Fußballvereins Roter Stern Leipzig (RSL) am 24. Oktober 2009 beim FSV Brandis kommt es zu einem gewalttätigen Angriff von ca. 50 Neonazis auf Spieler, Verantwortliche und Fans des RSL. Die Neonazigruppierung ist bewaffnet mit Holzlatten, Eisenstangen, aber auch kiloschweren Stahlprofilen. Die als Waffen eingesetzten Gegenstände lassen vermuten, dass mindestens schwere Verletzungen durch die angreifenden Neonazis in Kauf genommen werden. Kurz vor Spielbeginn werden Fans des RSL durch den Stadionsprecher gebeten, eine Seite des Sportplatzes zu räumen, weil „die Dummen noch kommen“. Unmittelbar mit Anpfiff des Spiels betreten die vermummten Neonazis den Sportplatz. Diese werfen Feuerwerkskörper, Steine und Flaschen in die Reihen der RSL-Zuschauer_innen. Anschließend werden die Fans gejagt und mit den Gegenständen brutal angegriffen. Bis zum Eintreffen der Polizei müssen sich die Angegriffenen selbst schützen. Drei Personen werden schwer und mehrere Personen leicht verletzt. Eine Person erleidet durch Schläge mit einem Eisenrohr einen Armbruch, einer weiteren wird das Jochbein zertrümmert – was zu erheblichen dauerhaften Einschränkungen des Sehvermögens führt.

Gegenüber Spiegel Online beschreibt ein Beobachter die Angreifer als „eine Mischung aus rechten Hools und einschlägig bekannten Neonazis aus dem Muldentalkreis“ sowie als „erfahrene Schläger, altgediente Hooligans und Leute aus der Freefight-Szene“. Die politische Motivation des Angriffes ist durch die Rufe der Angreifer “Scheiß Zecken”, “Scheiß Rote” und “Rote Ratten” unverkennbar.

Die Neonazis kommen aus der Region, so werden nach knapp einen Monat von der Polizei fünf Verdächtige im Alter von 18 bis 29 Jahren festgenommen. Jeweils einer der Verhafteten kommt aus Leipzig, Brandis und Görlitz, zwei aus Wurzen. Einer der Festgenommenen soll im Frühjahr für die NPD zur Gemeinderatswahl in Bennewitz (bei Wurzen) angetreten sein.

Am 5. September 2010 wird in Brandis ein Asia-Imbiss in Brand gesetzt und zerstört. Im gleichen Zeitraum häuft sich in Sachsen die Zahl der Brandanschläge, im ganzen Jahr sind es 17 in Sachsen. Diese richten sich insbesondere gegen linke Einrichtungen sowie Wohnorte und Geschäfte von Migrant_innen. Die Täter_innen kommen höchstwahrscheinlich aus der rechten Szene und ihre Aktionen passen zur Einschüchterungs-Strategie der Neonazis, gegen unerwünschte Personen gewaltsam vorzugehen. Ermittlungsergebnisse liegen in den meisten Fällen nicht vor, obwohl vielfach Menschenleben gefährdet werden.